Baustelle Kind-Jesu-Kapelle, Jakobstraße

 

Die Kind-Jesu-Kapelle ist seit Juli 2017 geschlossen, um die nötigen Renovierungsarbeiten vorzunehmen. In drei Monaten – so könnte man meinen – wird schon vieles renoviert und bearbeitet sein. Wäre da nicht das Amt für Denkmalpflege in Aachen.

Nachdem die ersten Arbeiten begonnen hatten und der Kapellenboden geöffnet war, kamen die Mitarbeiter des Amtes für Denkmalpflege – so ist es bei allen Arbeiten im Bereich der Innenstadt. Da das Gebäude schon im 13. Jahrhundert nachweislich als Kloster genutzt wurde und auch die Kapelle schon stand, war es für die Archäologen interessant zu schauen, was sich in der Erde findet.

Vorsorglich hatte ich den Architekten schon einen Auszug aus den „Erinnerungen an Mutter Clara Fey und ihre Gefährtinnen“ von Anna-Maria (Sr. Franziska) Lauffs gegeben. Schwester Franziska schreibt in ihren Erinnerungen:

„Es trat die Notwendigkeit heran, ein größeres Haus nebst Kirche zu kaufen. Das ehemalige Annuntiaten-Cölestinen-Kloster in der Jakobstraße stand noch; es gehörte zur Hälfte der Witwe Therese Beissel, zur Hälfte deren Bruder Henri van Houtem.

Napoleon verweilte 1804 mit seiner ersten Gemahlin, der Kaiserin Josephine, einige Zeit in Aachen, hielt dort Umschau und sah auch die Fabrik van Houtem. Frau Ignaz van Houtem, eine Frankfurterin, war eine hochbegabte, sehr schöne Dame, dazu gut katholisch und ausgezeichnete Wohltäterin der Armen.

Napoleon wie auch seine Gemahlin schätzten sie und nahmen sogar die Einladung zu einem déjeuner bei ihr an; dazu ließ Frau van Houtem aus Lyon eine mit Silber gestickte Tischdecke kommen. Beim déjeuner war die Familie von Houtem gegenwärtig; die Tochter Therese, unsere spätere Schwester Augustin, spielte die Harfe. Der Kaiser war entzückt über das herrliche Spiel der schönen Jungfrau; beim Rundgang durch den Park bot er ihr den Arm und geleitete sie.

Napoleon schenkte nun das Cölestinenkloster nebst Kirche der Frau van Houtem, unter der Bedingung, dass sie den Nonnen des aufgehobenen Klosters bis zu deren Aussterben eine Wohnung in den Klosterräumen belasse. Das ist denn auch geschehen; die Ordensfrauen wohnten in einem kleinen Haus in der Bendelstraße, wo nachmals das Speisezimmer unserer Hauskinder und das Proviantzimmer waren.

Bei der Aufhebung des Klosters schickten die Cölestinen die Reliquien ihrer Kirche zu den Kreuzherren, ihren Beichtvätern. Die drei Altäre wurden abgenommen, der Hauptaltar mit dem Bilde Mariä Verkündigung und den großen Statuen des hl. Augustinus und der hl. Maria Magdalena kam nach St. Paul; die beiden Seitenaltäre in die Pfarrkirche St. Michael. Die in den Altären befindlichen Reliquien mussten ins Münster gebracht werden.

Als Therese van Houtem heiratete, wurde der größere Teil der Kirche zu einem Wohnhaus umgebaut, die Mauern blieben stehen. Ursprünglich hatte die Kirche außer den zugemauerten Chorfenstern 8 Fenster, später nur 4. Die Kirche wurde z. T. als Wollmagazin eingerichtet und vermietet, das Gewölbe abgebrochen. Die Schlußsteine des Gewölbes fanden wir noch auf dem Speicher, und an den Mauern waren die Kreuze von der Konsekration noch ersichtlich.

Unter dem Chor der Kirche befindet sich noch heute die Gruft der weißen Frauen, der Zisterzienserinnen, und unter dem ehemaligen unteren Chor der Cölestinen war die Gruft der letzteren; deren Gebeine wurden jedoch zum Adalbertskirchhof überführt. Auch der Belag in der Cölestinerkirche bestand aus Grabsteinen und hatte in der Mitte einen sehr großen Grabstein mit Wappen und Inschrift, der die Leiche des Herzogs Wilhelm IV. von Jülich deckte. Derselbe wurde in einem Volkstumult mit seinen Söhnen ermordet am 17. April 1278. Die Gedenktafel steht noch in Wand des Hauses nahe bei unserer Kirche, vor welcher der Mord begangen wurde. Die Gebeine des Herzogs von Jülich sind an derselben Stelle geblieben; die der anderen Verstorbenen bleiben auch in der Kirche, sind jedoch zu beiden Seiten unter den Belag der Sitzbänke hingelegt worden. Überhaupt war der ganze Garten, namentlich vor der Kirchenmauer, Kirchhof; was sich vor einigen Jahren beim Bauen und Umgraben fand, wurde in vielen Holzkisten zum St. Jakobskirchhof überführt.

Am 03. Mai 1848, dem Tage der Kreuzauffindung wurde das Cölestinenkloster durch die Stifterinnen unserer Genossenschaft von Frau Therese Beissel und ihrem Bruder Henri van Houtem gekauft.  In der Kirche sah es trostlos aus. Die Wollsäcke waren zwar fortgeschafft, aber das Gewölbe war nicht mehr da, und so musste für eine einfache Decke gesorgt werden.“

 Diese Schilderungen von Sr. Franziska haben sich bei den Untersuchungen durch die Archäologen bestätigt. Durch eine Öffnung unterhalb der Treppe zum Chor konnten die Archäologen mit der Kamera in der darunterliegenden Gruft einige Aufnahmen machen. In der Kapelle fand sich unter dem Boden im hinteren Teil der Kirche die Mauer der mittelalterlichen Kapelle. Diese Kapelle war kürzer als die jetzige Kapelle, wie auf dem Foto des Gemäldes zu sehen. Auch der ehemalige Fußboden der Kapelle kam zum Vorschein.

Die Arbeiten der Archäologen werden wohl in den nächsten Tagen abgeschlossen, so dass die Renovierungsarbeiten beginnen können und hoffentlich rechtzeitig bis zum Mai nächsten Jahres abgeschlossen sind. (Sr. Petra PIJ)

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