Ein Leben für Christus
Gott handelt in der Geschichte, er schaut nicht einfach, wie es in einem Lied von Bette Middler heißt „Von ferne zu…“ Er handelt durch die Menschen, die er beruft ihm zu folgen, die er lockt mit seiner Liebe und durch die er Großes wirkt, wenn sie ihr Fiat – ihr Ja geben. Clara Fey war so eine Frau, die Ja gesagt hat und sich von Gott hat ergreifen lassen.
Die Familie Fey
Clara Fey wurde am 11. April 1815 als viertes von fünf Kindern des Ehepaares Fey geboren. Ihr Elternhaus stand in der Bendelstraße. Ihr Vater war Tuchmacher, gebürtig aus Eupen und nach Aachen umgesiedelt. Durch die eigene Familie war Clara also eng mit dem Prozess der Industrialisierung verbunden.
1820 starb Claras Vater, zwei Jahre hatte seine Frau ihn nach seinem Schlaganfall 1818 gepflegt. 1823 starb auch der Bruder des Vaters. Die Leitung des Unternehmens übertrug die Familie einem Geschäftsführer, der Betrieb in Aachen wurde stillgelegt.
Die Mutter, Katharina Fey, übernahm die Erziehung der Kinder alleine. Die beiden Söhne, Josef und Andreas schickte sie nach Düren auf die Lateinschule zu einem mit der Familie bekannten Lehrer.
Clara und Netta lernten gemeinsam bei den Pönitentinnen in der Adalbertstraße Lesen, Schreiben, Französisch, weibliche Handarbeiten und Musik.
1827 wechselten beide als Tagesschülerinnen zur Höheren Töchterschule nach St. Leonhard (Franzstraße). Wie die übrigen Mitschülerinnen wurden auch Clara und Netta stark von der dort als Erzieherin und Lehrerin tätigen Dichterin Luise Hensel beeinflusst. Diese weckte bei vielen ihrer Schülerinnen eine nachhaltige religiöse Begeisterung und die Bereitschaft zur tätigen Nächstenliebe. Von ihren 34 Schülerinnen sollen 19 ins Kloster eingetreten sein –vier gründeten eine eigene Kongregation.
Auch außerhalb der Schule wuchsen die Geschwister Fey in einer kirchlich geprägten Umgebung auf. Sie lernten ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein für die Bediensteten und Armen.
Die beiden Brüder wurden Priester, André als sog. Weltpriester, der älteste Bruder Josef Redemptorist.
Kindheit und Jugend
Mit 11 Jahren hatte Clara einen Traum. Sie ging über die Jakobstraße, dort begegnete ihr ein nur dürftig bekleideter Junge. Sie wollte ihm ein Almosen geben. Der Junge sagte: „Ich habe noch viele arme Geschwister in dieser Stadt“. Auf die Frage, wo er wohne, zeigte er nach oben. Als Clara ihn nach seinem Namen fragte, antwortete er: „Ich bin das arme Kind Jesus.“ Dieser Traum gibt das Hauptmotiv für Claras Handeln wieder.
1830, als 15-jährige, erlebte Clara den Aufstand der Aachener Fabrikarbeiter gegen ihre schlechten Lebensbedingungen. Die Arbeitsbedingungen waren schwer: Die tägliche Arbeitszeit betrug bis zu 18 Std.; es herrschte eine strenge Disziplin; bei fehlerhafter Arbeitsleistung oder Werkzeugbruch konnte Lohnabzug verhängt werden; es gab keine Sonntagsruhe; unzureichenden oder fehlenden Arbeitsschutz; keine Altersversorgung; keine Unfallversicherung; keinen Schutz gegen Willkür durch Vorgesetzte.
Kinder arbeiteten bis zu 12 Stunden täglich in den Fabriken und obwohl sie fast genau so viel arbeiteten wie ein Erwachsener bekamen sie nur 1/10 des durchschnittlichen Lohnes eines erwachsenen Mannes.
Die Wohnungssituation der Arbeiterfamilien war verheerend. Durch das rasche Anwachsen der Stadt gab es nicht genug Wohnraum. Der Arzt Heinrich Hahn, der die Armen kostenlos behandelte berichtet: „Dort verfaulen gleichsam zahlreiche Familien in engen, oft feuchten oder dunklen, stinkenden Gelassen. Jede Familie hat nur ein Zimmer, das gleichzeitig Küche, Wohnstube und gemeinsames Schlafzimmer ist… Ja, wir haben bis zu drei Familien zusammengedrängt in einer einzigen Kammer gesehen, in der Kreidestriche am Boden die Grenzen der Wohnungen bezeichneten.“
1832 brach als Folge der schlechten hygienischen Verhältnisse die Cholera aus. Luise Hensel besuchte die Kranken in ihren armseligen Wohnungen, gab Almosen und pflegte sie. Ihre Schülerinnen folgten ihrem Beispiel. Auch Clara machte sich trotz ihrer zarten Gesundheit immer wieder zu zahlreichen Krankenbesuchen auf.
Es gründete sich eine sonntägliche Abendgesellschaft im Hause Fey, diese diskutierte über die soziale Situation in der Stadt und suchte nach Wegen Abhilfe zu schaffen. Der Kreis wurde Priesterkreis genannt, weil er vom Pfarrer Nellesen gegründet wurde, es waren aber auch Laien in diesem Kreis und viele der jungen Frauen, die tatkräftig die Lage zu verbessern suchten.
Die Mitglieder dieser Abendgesellschaft sahen, dass sich bei vielen Betreuten zu der materiellen Not auch eine geistige Not gesellte. Die meisten Kinder der unteren Bevölkerungsschichten wuchsen ohne Bildung auf, viele streunten bettelnd und stehlend durch die Gassen der Stadt.
Die Kinder, die in den Fabriken arbeiteten waren unterernährt und krank, die Gesichter von der mangelhaften Ernährung, die meist nur aus gekochten Kartoffeln und Zichorienkaffee bestand, aufgedunsen.
Sie entschädigten sich in den kurzen Arbeitspausen für ihre Anstrengungen durch den Genuss von Alkohol und Tabak.
Hilfe für die Kinder
Clara schaute mit offenen Augen auf die Welt um sich, sie sah die Armenhäuser und die Armenviertel der Stadt. Sie sah das Elend. Sie lernte schon früh – aus der Distanz das Unbehütete, das Hoffnungslose, das Schicksalsergebene kennen.
Konkret entdeckte sie dieses „Unbehütet sein“ in den Augen armer Kinder ihrer Zeit. Augen, die einfach nur danach schrien, behütet sein zu dürfen, Kind sein zu dürfen, nicht „Maschinenfutter“ einer aufstrebenden Industriegesellschaft. Das, was Clara sah, hinterließ bei ihr eine Unruhe, die sie ihr Leben lang begleiten sollte.
Am 30. August 1846 schreibt sie in einer Betrachtung:
Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ Wir können also den Herrn aufnehmen. An Gelegenheit, ein armes Kind aufzunehmen fehlt es uns nicht. Es kommt nur darauf an, dass wir es im Namen Jesu tun. Die Armen, insbesondere die armen Kinder, sind die besten Freunde Jesu. Er liebt sie so, dass er alles, was ihnen geschieht, ansieht, als sei es ihm geschehen.
Diese Missstände rief während einer sonntäglichen Zusammenkunft Claras Bruder Andreas Fey, der als Kaplan von St. Paul engen Kontakt zur notleidenden Bevölkerung hatte, den Anwesenden ins Gedächtnis.
Daraufhin schritten einige der jüngeren Mitglieder der Feyschen Sonntagsgesellschaft zur Tat. Andreas berichtet darüber:
Ich weiß noch die Stelle, wo wir am Sonntagabend saßen, als eine dieser Töchter den Vorschlag machte: „Wir wollen ein Schülchen anfangen.“ Aber der liebe Gott lässt nicht mit sich spielen. Am anderen Morgen wurde schon ein Zimmerchen oben an der Bendelstraße gemietet, alte Katechismusbänke aus der Kirche geliehen, alte Bücher und Scherben von Tafeln zusammengesucht, eine neue Birkenrute sorgfältig angefertigt, ein Dutzend armer Kinder durch den Reiz neuer Holzschuhe angelockt – das Schülchen war fertig,…
Die Arbeit erwies sich als sehr schwierig. Viele Kinder waren misstrauisch und verwildert, oft unberechenbar und roh. Clara wurde schnell zum Mittelpunkt der Gruppe. Sie brauchte nicht zu strafen. Sie brauchte die Kinder nur anzusehen und sie wussten genau, ob sie zufrieden war oder nicht.
Jede der jungen Frauen betreute ein bestimmtes Wohnviertel. Der Gegensatz zwischen Elternhaus und Schule, unter dem die meisten Kinder litten, konnte durch Hausbesuche abgebaut werden, wenn bei den Eltern Interesse für die Zukunft der Kinder und deren Erziehung geweckt werden konnte. War keine Besserung der häuslichen Verhältnisse zu erwarten, suchte man, die Kinder in Pflegefamilien unterzubringen. Als damit weniger gute Erfahrungen gemacht wurden, reifte allmählich der Plan, ein Internat zu gründen, und die Kinder ins eigene Haus aufzunehmen.
Inwieweit Clara Fey und die anderen jungen Frauen ihr Wirken auch als Protest gegen die gesellschaftlichen Missstände verstanden wissen wollten, bleibt ungewiss. Mit ihrer Lebensentscheidung traten sie jedoch aus dem von ihrer Herkunft vorgegebenen Lebenskreis heraus.
Die Gründung des Ordens
Die jungen Frauen waren auf Spenden angewiesen, um die finanziellen Mittel für die Verpflegung der Kinder aufzubringen. 1840 wurde in St. Paul eine städtische Armenschule für Mädchen eingerichtet, es kamen jedoch nur wenige Kinder, weil viele nicht die nötige Kleidung hatten. Die Frauen um Clara übernahmen diese Schule, legten sie mit der schon bestehenden Schule am Venn zusammen und zogen in das von der Stadt bereitgestellte ehemalige Dominikanerkloster. 1842 wurden auch die Internatskinder dort untergebracht, bis 1843 in der Königstraße ein Haus für sie erworben wurde.
Die Not und das Elend vieler Kinder in ihrer Vaterstadt veranlassten Clara Fey, nicht in einen bestehenden Orden einzutreten, sondern Gottes Anruf zu folgen und den ungesicherten Weg zu wählen, eine geistliche Genossenschaft zu gründen.
1844 am 2. Februar verwirklichten neben Clara Fey, Wilhelmine Istas, Leokadia Startz und Luise Vossen ihren Wunsch, fortan ehelos im Dienst an den armen Kindern und in Gütergemeinschaft zu leben.
Am 6. Oktober 1844 legten die vier – auf den Rat Bischof Laurents hin – jede für sich während der Kommunion in St. Paul und anschließend gemeinsam in ihrer kleinen Hauskapelle das Gelübde ab, nach den evangelischen Räten freiwillig auf eheliche Liebe und auf Familie, auf persönlichen Besitz und auf freie Selbstverfügung zu verzichten und ihr Leben der Erziehung und Unterweisung armer Kinder zu widmen. Mit dem elterlichen Erbe finanzierten sie ihr Haus. Reichte das Geld nicht aus, so bettelten sie und arbeiteten bis spät in die Nacht.
Andreas Fey schreibt: „Die vier stricken sich in jeder freien Minute die Finger wund, um ein Kind mehr aufnehmen zu können.“
Wenig später entstanden die ersten Statuten, die in nur neun Punkten das Zusammenleben der jungen Frauen regelten.
- „Alles soll, soviel möglich, gemeinschaftlich gebraucht werden, mit Ausnahme der Leinwand und der übrigen Kleidungsstücke.
- Außer dem Frühstück, der Mittags- und Abendmahlzeit soll ohne Erlaubnis nichts genossen werden.
- Es darf aus freien Stücken kein Geld ausgegeben werden, welche Erlaubnis der Schaffnerin (und jener, so die Sorge für die Kinder hat,) jedesmal für eine Woche erteilt wird zur Bestreitung der gewöhnlichen Ausgaben; außergewöhnliche, bedeutendere Auslagen müssen vorher angegeben werden.
- Ohne Erlaubnis soll nichts fortgeschenkt und angenommen werden; sollte man in den Fall kommen, die Erlaubnis dazu nicht nachsuchen zu können, so muss es nachher angezeigt werden.
- Ein Tintenfass mit zwei Federn darf eine jede in ihrer Zelle haben sowie auch ein paar Bücher zum Schreiben; außerdem darf man ein Buch in der Tasche nachtragen, und etwas Papier und Täfelchen zum Notieren.
- Eine Schere und einen Bleistift darf man in der Zelle oder in der Tasche haben.
- Die Erlaubnis zur beliebigen Benutzung der Gebet- und anderer Erbauungsbücher wird jede Woche gegeben; wünscht man ein Buch einige Tage in der Zelle zu behalten, so muss man erst nachfragen.
- Tinte, Papier, Federn, Federmesser, Scheren; – Zeug, Garn und Wolle zum Verarbeiten; – Nadeln, Band, Haken, Zwirn und Nähseide wird aus dem gemeinsamen Kasten genommen, wozu die Erlaubnis für eine Woche erteilt wird, wie auch zum beliebigen Gebrauche der Lichter und Regenschirme.
- Bei jedesmaligem Kirchenbesuche können 2 Pfennige geopfert werden, welche Erlaubnis auch wöchentlich erteilt wird.
Die Genehmigung der Genossenschaft der Schwestern vom armen Kinde Jesus und deren Statuten durch den Staat und durch die Kirche erwies sich als langwierig und schwierig. 1845 reiste Clara mit ihrem Bruder nach Berlin, wo sie sich für ihr Anliegen einsetzte. Clara weigerte sich, das Institut St. Leonhard in Aachen zu übernehmen, lieber wollte sie auch außerhalb Aachens „Die armen Kinder pflegen, als…. die Erziehung der Reichen übernehmen.“
1847 im Oktober wurden die nun schon aus 35 Artikeln bestehenden Statuten vom Erzbistum Köln genehmigt. Im Dezember erfolgte dann auch die vorläufige staatliche Genehmigung. Der Staat verlangte, über die Neuaufnahme von Mitgliedern und über die Vermögensverwaltung unterrichtet zu werden.
Am 28.01 1848 bestätigte der Erzbischof von Köln die Genossenschaft der „Barmherzigen Schwestern von der Regel des hl. Augustinus“. Vorerst durfte die Gemeinschaft sich noch nicht „Schwestern vom armen Kinde Jesus“ nennen. Erst vom 09.02.1852 an durfte der Titel amtlich geführt werden.
Am 18.10.1848 wurden die Mitglieder der Genossenschaft feierlich eingekleidet und die Genossenschaft verlegte ihren Hauptsitz in die Jakobstraße.
Die „Große Regel“ von 1853 bildete den vorläufigen Abschluss in der Entwicklung der Statuten. Sie enthielt die notwendigen Anweisungen für den Alltag und die religiöse Ausrichtung des Zusammenlebens, außerdem eine ausführliche Erziehungslehre für die Hauskinder.
Die Vereinigung von Beten und Arbeiten
Claras Aufgabe war es, eine Gruppe von Freundinnen in eine religiöse Gemeinschaft zu verwandeln. Seit dem Umzug in die Jakobstraße hielt sie den Schwestern regelmäßig Konferenzen, Kapitelermahnungen und Betrachtungen. In diesen Schriften spiegelt sich ihre klare und radikale Ausrichtung auf Christus wieder.
Ihr war die Vereinigung von Beten und Arbeiten ein besonderes Anliegen.
Unser Beruf liegt ausgesprochen in dem Namen den wir tragen: Schwestern vom armen Kinde Jesus. – Es heißt nicht ‚Schwestern der armen Kinder‘, sondern ‚Schwestern vom armen Kinde Jesus, woraus wir deutlich die Aufgabe erkennen, das beschauliche mit dem tätigen Leben zu vereinigen, welches von größter Wichtigkeit ist.
Interessant ist auch die Zeitverteilung nach dem Tagesplan: 1844 sollten 5 Stunden für die Arbeit aufgewandt werden, 6,75 Stunden für die religiöse Praxis und 5 Stunden für Rekreation, blieben ca. 7 Stunden für die Nachtruhe.
- 4.00 Uhr Aufstehen
- 4.15 Uhr geistliche Übungen
- 7.15 Uhr Frühstück
- 8-11 Uhr Schule
- 11-13 Uhr geistliche Übungen
- 13.00 Uhr Mittagessen
- 13.30 Uhr geistliche Übungen
1871 sah diese Zeiteinteilung schon anders aus. Da waren 8,75 Stunden für die profane Arbeit veranschlagt, 3 Std. für religiöse Übungen und 3,75 Std. für die Rekreation.
Man fragt sich natürlich, wie die Schwestern mit einem Aufwand von 5 Stunden eine große Schar Kinder versorgen konnten. Die Frauen um Clara Fey brachten wie selbstverständlich Mägde mit, die für alle Arbeiten mit herangezogen wurden. Anknüpfend an monastische Traditionen wurde bei den Kongregationen diese Arbeit den Laienschwestern übertragen. Die Veränderung macht deutlich, dass die Entscheidung zugunsten des aktiven Engagements in der Kirche fiel.
Ihr apostolisches Programm fasste sie in die Worte „Kinder zu Jesus führen“. Clara Feys wichtigstes Erziehungsmittel war die Liebe zu den Kindern. Dabei galt ihre besondere Zuneigung den Ärmsten der Armen.
Seien wir gut und sanft zu den Kindern! Tadeln wir sie nicht dauernd! Ohne Zweifel muss man schlecht nennen, was schlecht ist. Seien wir aber doch verständnisvoll. Viele Kinder, die zu uns kommen, wissen gar nichts von ihren Mängeln. Man muss sie belehren und nicht bestrafen.
Schön früh fand das Werk von Clara Fey und ihren Gefährtinnen Anerkennung. Schon vor 1848 wurde in Bonn die erste Filiale eröffnet. Weitere Niederlassungen konnten eröffnet werden, weil immer mehr Frauen sich der Genossenschaft anschlossen.
1844 wurde die Gemeinschaft gegründet. 1872/73 gab es schon 23 Niederlassungen mit 560 Schwestern.
Dies spiegelt sich auch in den Gesamtzahlen wieder. Gab es 1855 579 Frauen die in Orden und Kongregationen in Preußen lebten, so waren es 1872/73 801 Frauen.
Höhepunkt und Ende der Arbeit in Aachen
Der Schwerpunkt der Tätigkeit der Gemeinschaft blieb Aachen. Seit 1851 regelte dort ein Vertrag zwischen Clara Fey und der Stadt die Arbeit der Schwestern in den Mädchenfreischulen zu St. Paul und St. Foillan. Dies weitete sich auch auf andere Mädchenfreischulen aus. Durch eine Schulschwester sparte die Stadtkasse jährlich wenigstens 80 Taler.
Seit 1852 unternahm Clara regelmäßig Visitationsreisen zu den verschiedenen Häusern. Auch gab es einen regen Briefverkehr. Die Aufgabe der Leitung war nicht immer leicht, insbesondere auch aufgrund der angegriffenen Gesundheit Claras.
1872 betreuten die Schwestern 1500 Mädchen als Internatsschülerinnen, 500 Kinder in öffentlichen Waisenhäusern und 12.000 Kinder unterrichteten sie in den Gemeinde und Elementarschulen.
1876 mussten die Schwestern aufgrund des Kulturkampfes Deutschland verlassen. 200 Schwestern arbeiteten zu dieser Zeit schon in den Schulen. Die mittlerweile 60 Jahre alte Clara bewahrte auch in dieser stürmischen Zeit die Ruhe und das Vertrauen auf Gott. Sie suchte nach einem geeigneten Grundstück in der Nähe von Aachen. In Simpelveld, in den Niederlanden fand sich ein passendes Grundstück und man begann mit dem Bau eines neuen Klosters. Clara war es ein Anliegen, den Mut der Schwestern aufrecht zu erhalten. So mahnte sie:
Seien wir treu, ich möchte sagen eisenfest in der Treue; das ist es, was uns not tut – und wenn Gott es fügt, dass wir auch aus dem Mutterhaus ausziehen müssen, wird er uns die Gnade geben, das so leicht zu tragen wie ein Vogel, der von einem Baum zum anderen fliegt.
1878 musste Clara Aachen verlassen. Sie hatte mit Umsicht gesorgt, Verluste auch finanzieller Art konnten jedoch nicht ganz vermieden werden.
Von Simpelveld aus intensivierte Clara die Beziehungen zu den Niederlassungen im Ausland. Simpelveld entwickelte sich bald zum Treffpunkt der Weltkirche. 1888 wurde die Regel approbiert.
1887 durfte Clara noch erleben, dass die Schwestern wieder nach Preußen zurückkehren durften. 1892 wurde das alte Mutterhaus in der Jakobstraße abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
1894 starb Clara Fey im Kreis ihrer Mitschwestern in Simpelveld.
„Lieben wir die Kinder und lieben wir Jesus in ihnen“!
Ein zu jeder Zeit aktuelles Vermächtnis, das sie ihren Schwestern hinterlassen hat. 1914 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet, der nach mehreren Unterbrechungen im Frühjahr 1967 einen Abschluss fand. 1934 wurde das Grab Clara Feys geöffnet, die Gebeine rekognosziert und in die Klosterkapelle übertragen.
Am 1. September 2012 kehrte Clara heim in ihre Vaterstadt, die ihr so ans Herz gewachsen war wegen der Kinder in dieser Stadt.
Clara hatte ihren Schwestern oft gesagt, sie sollten mit einem Auge auf die Arbeit und mit dem andern Auge auf den Herrn schauen.
Bei der Erhebung ihrer Gebeine zeigte sich, dass das Auge, mit dem sie auf den Herrn geschaut hatte nicht verwest war.
Die Augen, die hinschauen, leben noch heute in den Schwestern vom armen Kinde Jesus weiter.