Clara Fey fand Gleichgesinnte, die bereit waren, sich selbst mit ihren Begabungen, ihren Stärken und Schwächen aus christlicher Überzeugung in eine neu entstehende Gemeinschaft einzubringen, mit aller Konsequenz, die dazu gehörte. Leocadia Startz, Wilhelmine Istas und Louise Vossen waren die ersten…
Leocadia Startz – Schwester Theresia
Leocadia wurde am 09.12.1819 in Aachen als zweites von sechs Kindern des Nadelfabrikanten Nikolas Startz und seiner Frau Anna Catharina geboren.
Die Eltern Leocadias waren sozial sehr engagiert. Der Vater hatte schon früh in seiner Fabrik eine Abendschule für die Kinder, die in seiner Fabrik arbeiteten eingerichtet. Die Mutter ging häufig in die Wohnungen der Armen, um Kranke zu pflegen und Notleidende zu unterstützen. Leocadia begleitete sie schon früh bei diesen Besuchen. Die Kinder konnten ihr Scherflein zur Unterstützung der Notleidenden beitragen. Es gab eine Spardose, wo sie ihre übrigen Pfennige einwerfen konnten und sie hatten die Möglichkeit sich Süßes zu versagen und an die Mutter zu verkaufen. Das Geld kam dann auch in die Spardose.
Leocadia war ein sehr lebendiges, aufgewecktes und kluges Kind. Sie erkannte die Missstände in der Schule, die sie anfangs in Aachen besuchte, und litt daran. Deshalb entschlossen sich die Eltern Leocadia auf eine Schule in Jette, Belgien zu geben. Dies bedeutete eine Trennung von den Eltern, erwies sich für das aufgeweckte Kind jedoch als Segen.
Leocadias Vater verstarb 1837. Der älteste Sohn übernahm die Geschäfte, starb aber schon mit 23 Jahren auf einer Geschäftsreise. Nun übernahm die Mutter Leocadias die Leitung der Fabrik und leitete Leocadia an.
André Fey wurde Leocadias geistlicher Begleiter und durch Herrn Kaplan Istas aus der Pfarre St. Nikolaus wurde sie in die sonntägliche Abendrunde im Hause Fey eingeführt. Clara und Leocadia verstanden sich sehr gut und fanden schnell in Freundschaft zueinander. Leocadia war die robuste mit einer guten Gesundheit.
Am 28.07.1841 verstarb Frau Anna Catharina Startz. Leocadia übernahm die Leitung der Firma, aber sobald es möglich war Haus und Firma ohne Schaden für andere abzugeben ordnete Leocadia ihre Dinge, überließ das elterliche Haus der jüngeren Schwester und zog mit zwei Mägden in ein eigenes Haus. Leocadia fühlte sich zum Ordensleben hingezogen. Durch die Freundschaft mit Clara Fey und den Einsatz für arme Kinder fand sie ihre Berufung. Am 10.09.1843 zog sie mit Mina Istas in das Körferhaus. Leocdia hatte schon vor dem Tod der Mutter über ihr Vermögen verfügt und Clara Fey als Universalerbin eingesetzt.
Am 06.10.1844 legte sie mit Clara und den ersten Gefährtinnen in der Kirche St. Paul ein Andachtsgelübde ab. Vom Eintritt in die Kongregation bis zu ihrem Tod arbeitete Schwester Theresia als Schaffnerin (Ökonomin und Betriebsleiterin).
Als das Körferhaus zu eng wurde erwarb sie das Haus am Königstein. Als auch das zu eng wurde das ehemalige Kloster der Coelestinen in der Jakobstraße erstanden. Da das Haus in einem schlechten Zustand war, sorgte sie für die Renovierung von Haus und Kirche. Fast in jedem Jahr kam eine neue Niederlassung hinzu, Aachen und Umgebung, Rheinland, Österreich, Luxemburg, England. Schwester Theresia betreute alle finanziell und half bei der Errichtung der Konvente. Die Gelder kamen durch Kollekten und Spenden ein.
Seit Mitte 1850 mehrten sich die Eintritte und die Anfragen zur Übernahme von Armen- und Pfarrschulen Da einige der neuen Mitglieder über ein gutes Vermögen verfügten und dies der Kongregation zur Verfügung stellten, kamen auch notwendige Mittel ein. Von Beginn an war Schwester Theresia die erste Ratgeberin Clara Feys, ihre Stellvertreterin während ihrer Abwesenheit und des Fehlens durch Krankheit. Sie war außerdem die erste Lokaloberin des Mutterhauses Jakobstraße. Auch an der Abfassung der Regel hat sie großen Anteil. Schwester Theresia starb am 02.09.1890 nach schweren schmerzvollen Wochen an Magen- und Leberkrebs.
Mina Istas – Schwester Dominika
Wilhelmine Istas wurde am 18. August 1814 in Hülchrath bei Neuss geboren. Ihre Mutter starb früh und Wilhelmine (genannt Mina) und ihre Geschwister wurden von der Großmutter erzogen.
Mina führte ihrem Bruder, der Kaplan an St. Nikolaus war den Haushalt. Er führte sie in den Sonntagskreis bei Familie Fey ein. Dort lernte sie Clara kennen. Sie schloss sich diesem Kreis von Geistlichen und Laien an, die sich jeden Sonntag im Haus der Familie Fey trafen und sich Gedanken machten, wie sie der Not in Aachen Abhilfe schaffen konnten.
Mina Istas war klein von Gestalt, praktisch veranlagt, hatte einen köstlichen Humor, war mutig, voller Tatendrang und mit einem zähen Durchhaltevermögen ausgestattet. Sie hatte schon früh in sich den Wunsch verspürt in ein Kloster einzutreten. Durch die Beziehung zu Clara und André Fey fand sie ihre Berufung als Schwester vom armen Kinde Jesus. Sie begann als erste mit dem „Aufbau“ eines Heimes für die Kinder, die man nicht in Pflegefamilien unterbringen konnte. Am 03. August 1843 zog sie in das ehemalige Dominikanerkloster ein, um mit zwei Mägden und 10 Kindern dort zu leben. Wie alle andern hatte sie zuerst in der Schule gearbeitet. Sie sagt selbst über diese Zeit:
Ich sollte mich am Rechenunterricht der Kinder beteiligen. Aber ich wurde bald abgesetzt, weil ich die Kunst des Unterrichtens nicht verstand. Statt dessen leitete ich nachmittags die Strickschule.Als es sich zeigte, dass es um meine Stimme besser bestellt war als um mein Unterrichtstalent, hielt ich auch die Singstunde.
Vom Dominikanerkloster zog man ins Körferhaus, wo auch Clara und Louise Vossen 1884 zur kleinen Gemeinschaft hinzukamen. Mina wurde im Andenken an das erste Heim für arme Kinder im Dominikanerkloster Schwester Dominika genannt. 1849 wurde Schwester Dominika nach Bonn versetzt, um dort die Aufgabe der Oberin zu übernehmen. 1850 kam sie nach Düsseldorf, ein großes Gebiet hatte sie dort zu verwalten, etwa 30 Morgen Land. Auch diese Aufgabe meisterte sie mit Besonnenheit und Tatkraft. 1872 mussten die Schwestern im Kulturkampf Düsseldorf verlassen. 27 Jahre härtester Arbeit schienen zugrunde gerichtet, trotzdem ordnete Schwester Dominika in Gelassenheit.
In Roermond (Niederlande) hatte sich ein geeignetes Haus gefunden „Steenen Trapp“. Schwester Dominika zog am 29.09.1877 mit den letzten verbliebenen Kindern dort ein. Sie war schon 65 Jahre alt und nahm noch einmal die Anstrengung des Aufbaus auf sich. Es war wohl eine besondere Lebensaufgabe von Schwester Dominika dem „armen Kind Jesus“ neue Unterkünfte zu bereiten. Nie ist sie ganz aus den Bau- und Ankaufsunruhen herausgekommen.
1889 begannen ihre Kräfte zu schwinden. 1890 brach eine Gichterkrankung bei ihr aus, die zu einer vollständigen Lähmung führte, so, dass sie selbst außerstande war sich eine Träne abzuwischen. Sie ertrug auch ihre Krankheit in Geduld. „Alles, wie Gott will“ sagte sie. Sie starb am 19.12.1893. „Sie war eine starke Frau,“ so die Worte des Predigers an ihrem Grab.
Louise Vossen – Schwester Aloysia
Louise Vossen wurde 1816 als Tochter von Elise Maasen und Kaufmann Wilhelm Vossen in Aachen geboren. Sie besuchte wie Clara das St. Leonhards-Institut und war Schülerin von Luise Hensel. Sie wollte sich gerne der kleinen Gemeinschaft anschließen, musste aber zunächst gegen den energischen Widerstand der Mutter ankämpfen. 1844 zog sie mit Clara ins Körferhaus ein und übernahm die Küche.
Eine frohe Heiterkeit zeichnete sie aus, die manche Widerwärtigkeit ertragen half. 1848 als die erste Einkleidung sein sollte, wurde Louise Vossen mit einer Mitschwester nach Bonn geschickt, um die erste Niederlassung der Kongregation außerhalb von Aachen zu beginnen. Im April 1849 wurde auch sie eingekleidet und trug von da an den Namen Schwester Aloysia. 1851 wurde Schwester Aloysia nach Köln versetzt, um dort eine Niederlassung aufzubauen.
1861 kam sie nach Neuss und 1863 nach Burtscheid, um dort den Neubau zu betreuen.
Im Jahr 1866 übernahm Schwester Aloysia die Verwaltung des Kindheit-Jesu-Vereins. Dieser Verein war 1843 in Lyon entstanden und hatte sich zur Aufgabe gestellt, durch Gebet und Spenden der katholischen Kinder die Arbeit der Missionare in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien zu unterstützen. Heute trägt der Verein den Namen Kindermissionswerk. Schwester Aloysia starb am 09. April 1889. Sie wurde in Burtscheid auf dem Heißbergfriedhof beerdigt.