Geistlich leben

 

das wünscht sich jede Person, die ihr Christsein ernst nimmt, z. B. auch wir Schwestern vom armen Kinde Jesus. Unsere selige Clara Fey ließ sich von Jesu Wort im Johannesevangelium 15,4 im Herzen anrühren: „Bleibt in mir, und ich bleibe in euch.“ Wenn dies geschieht,dann hat sich Jesus dem Menschen geschenkt und verheißt seine bleibende Anwesenheit. Vorausgesetzt ist, dass der Hl. Geist diese göttliche Einwohnung nährt und eine Empfangsbereitschaft im Herzen des Menschen unterhält. Jesus sagt, was er für uns ist und wir deshalb für ihn sein sollen: in ihm Bleibende. Damit ist nicht Tatenlosigkeit gemeint, sondern hören auf sein Wort und ihm gehorchen. Wir sind hineingenommen in die Lebensgemeinschaft mit ihm, wir gehören ihm an. Wenn die Gestaltung unseres Lebens lebendig bleibt durch Hinhören auf ihn, ihm Gehorchen und Angehören, werden wir ihm immer ähnlicher werden.

Im Gedicht von Rose Ausländer ist mit wenigen Worten ähnliches ausgesagt:

Wort an Wort

Wir wohnen

Wort an Wort

Sag mir

dein liebstes Freund

meines heißt

DU

Wie könnte es anders heißen Jesus gegenüber? Mit Jesus wohnen wir Wort an Wort bei Gott. Das Du der Begegnung, zu dem Jesus auch uns auffordert, gilt Gott. Wir dürfen es wagen, Du zu Gott zu sagen; das Du des fragenden Suchens, das Du des liebenden Vertrauens, das Du des Freundes. In Jesus, im Wort Gottes, hat uns Gott angesprochen.

Was uns zu Ordensfrauen macht, ist also nicht so sehr das Wissen über ihn, als vielmehr die ganz persönliche, lebendige Gemeinschaft mit ihm. Wissen und glauben, dass er da ist, auch wenn er uns oft so fern zu sein scheint. Wir können einen Schritt nach dem anderen wagen im festen Glauben an sein Wort, dass er in uns bleibt und wir in ihm. Er wird uns nicht enttäuschen, es geschieht, was er verspricht.

Er ist der Weinstock, der uns nährt, der Lebensquell, der uns Kraft gibt. Wer sich von diesem Wohnen Gottes durchdringen lässt, kann „reiche Frucht“ bringen. So selbstverständlich fügt Jesus das an, stellt es als klare Zusicherung fest (Joh.15.5). Jedes Leben ist wertvoll, wenn es in enger Verbundenheit mit ihm geführt wird.

Nicht nur die Lebensbewältigung gelingt durch ihn, er führt auch zur Lebenserfüllung. Die Frucht, auf die es ihm ankommt, ist die Liebe. (Sr. Angelika Hrabowski PIJ)

 

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